BUNDZUWACHS

Bei Broschüren mit Rückstich- oder Ringösenheftung mit hoher Seitenzahl muss der sogenannte Bundzuwachs berücksichtigt werden.

Denken Sie an den Bundzuwachs – wenn Sie umfangreiche Broschüren mit Klammerheftung (Rückstichheftung) oder Ringösenheftung drucken lassen.

Die Klammerheftung bzw. Ringösenheftung von Broschüren haben aufgrund ihres Aufbaus eines gemeinsam: Ab einem Umfang von in etwa 48 Seiten muss man den sogenannten Bundzuwachs berücksichtigen.

Der Bund ist der Bereich zwischen einer linken und einer rechten Druckseite, der in der Regel nicht bedruckt ist – es sei denn, eine Grafik oder ein Bild läuft durchgehend von links nach rechts. Also über den Bund.

TREPPENEFFEKT FORDERT BESCHNITT

Oben beschriebene Broschüren haben den gleichen Aufbau: Man legt die Papierbogen auf- beziehungsweise ineinander, bevor man sie mittig, in der Falz, miteinander befestigt und dann dort faltet.

Als Folge entsteht am linken und rechten Rand ein Treppeneffekt. Die innerste Doppelseite ragt am weitesten heraus.

Diesen optischen Mangel löst man durch einen entsprechenden Beschnitt. Die Broschüre sieht dann so aus, als ob alle Seiten gleich groß wären. Aber in Wahrheit sind die äußeren Seiten größer als die inneren.

Wann genau der Treppeneffekt stört und man deswegen die Broschüre seitlich beschneidet, hängt nicht nur von der Seitenanzahl ab, sondern auch von der Grammatur des Papiers.

SATZSPIEGEL LEICHT VERSCHIEBEN

Ist der Treppeneffekt stark, rücken die Texte und Bilder aufgrund des Beschnitts zunehmend an den linken und rechten Rand, je weiter man ins Innere einer Broschüre schaut. Im schlimmsten Fall werden die Inhalte abgeschnitten. Vor allem Seitenzahlen und andere Zusatzinformationen, die oft am Rand einer Seite stehen, sind dann betroffen.

Um das „optische Wandern“ der Spalten zu verhindern, muss man den Satzspiegel von Doppelseite zu Doppelseite leicht anpassen. Der äußere Rand soll trotz Beschnitt gleichbleiben, damit die bedruckten Stellen der Seiten der fertigen Broschüre genau übereinander liegen.

Deswegen verändert man die Bundbreite. Man spricht von Bundzuwachs. Im Fall der oben beschriebenen Broschüren würde man aufgrund des Begriffes vermuten, dass man den Bund von innen nach außen, Seite für Seite ein bisschen vergrößert – abhängig von der Stärke des Treppeneffekts.

In der Praxis geht man jedoch eher umgekehrt vor. In der Regel minimiert man den Bund von außen nach innen. Entweder nutzt man hierzu ein spezielles Ausschießprogramm. Oder man geht manuell vor.

Wenn Bilder im Hintergrund über eine Doppelseite verlaufen, dürfen diese natürlich nicht verschoben werden, sondern nur der Satzspiegel.

BUNDZUWACHS BERECHNEN

Um den Bundzuwachs einer Broschüre insgesamt zu berechnen, muss man streng genommen die Papierdicke kennen. Ist das nicht der Fall, kann man sie in etwa aus der Grammatur ableiten, wenn man weiß, um welche Papiersorte es sich handelt.

Bei folgenden Standardpapieren von LASERLINE, kann man beispielsweise von folgenden Werten ausgehen:

80 g/m² Naturpapier = 0,12 mm

115 g/m² Bilderdruck matt = 0,11 mm

115 g/m² Bilderdruck glänzend = 0,095 mm

135 g/m² Bilderdruck matt = 0,13 mm

135 g/m² Bilderdruck glänzend = 0,11 mm

150 g/m² Bilderdruck matt = 0,15 mm

150 g/m² Bilderdruck glänzend = 0,13 mm

SOFTWARE VS. MANUELLES VERSCHIEBEN

In der Praxis ist diese Vorgehensweise nur mit einer automatisch vorgehenden Ausschießsoftware sinnvoll.

Manuell wäre der Aufwand enorm, weil man die Broschüre in einzelne Abschnitte aufteilen müsste, um den Satzspiegel exakt um wenige Millimeter verschieben zu können.

Hinzu kommt, dass Vorder- und Rückseite eines Blattes immer gleich verschoben werden müssen. Nur dann hat die fertige Broschüre eine saubere Schnittkante und einen gleichmäßigen Satzspiegel.

BUNDZUWACHS BEI LASERLINE

Wie bereits erwähnt muss ein Bundzuwachs bei Rückenstichheftung meist erst ab einem Seitenumfang von 48 Seiten berücksichtigt werden.

LASERLINE erstellt einen automatischen Bundzuwachs, indem die Seiteninhalte wie Bilder leicht gestaucht werden.

Wenn dies nicht gewünscht ist, weil der Bundzuwachs schon berücksichtigt wurde, informieren Sie uns bitte, wenn Sie bestellen. Gerne können Sie für weitere Informationen unseren Kundenservice ansprechen.

BEISPIELBERECHNUNG

Um zu errechnen, um wie viele Millimeter sich der Bund von außen nach innen jeweils verringern muss, geht man von der Seitenzahl der Broschüre ohne Umschlag aus.

Der Broschürenumschlag wird nicht beachtet, weil er nicht beschnitten wird und dessen Satzspiegel deswegen nicht verschoben werden muss. Man muss für den Umschlag vier Seiten von der insgesamten Seitenzahl abziehen.

Mit einer einfachen Formel kann man den Bundzuwachs insgesamt beziehungsweise die notwendige Verschiebung des Satzspiegels auf den innersten Seiten errechnen:

Bundzuwachs = Seitenzahl der Broschüre Innenteil / 4 x Papierdicke

Für ein matt gestrichenes Papier mit 135 g/m² und einer 96-seitigen Broschüre rechnet man folgendermaßen:

96 Seiten gesamt entspricht ohne Umschlag 92 Seiten im Innenteil.

92 / 4 x 0,13 mm = 2,99 mm Bundzuwachs. Um diesen Betrag muss der Bund auf der innersten linken und der innersten rechten Seite jeweils verringert werden.

Um in der Mitte auf 2,99 mm zu kommen, geht man in 0,13-mm-Schritten vor: Die Satzspiegel eines jeden Blattes (Vorder- und Rückseite) müssen im Vergleich zu den Seiten davor jeweils um die Papierstärke in Richtung Bund verschoben werden.

Blatt 1 (Seite 1+2) = Umschlag ohne Verschiebung

Blatt 2 (Seite 3-4) = 0,13 mm

Blatt 3 (Seite 5+6) = 0,26 mm

Blatt 4 (Seite 7+8) = 0,39 mm

Blatt 5 (Seite 9+10) = 0,52 mm

...

Blatt 23 (Seite 45+46) = 2,86 mm

Blatt 24 (Seite 47+48) = 2,99 mm

Blatt 25 (Seite 49+50) = 2,99 mm

Blatt 26 (Seite 51+52) = 2,86 mm

...

Blatt 46 (Seite 91+92) = 0,26 mm

Blatt 47 (Seite 93+94) = 0,13 mm

Blatt 48 (Seite 95+96) = Umschlag ohne Verschiebung